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Ein Lachen, das bleibt – Kinderlicht e. V. im Europa-Park

Enrico Koch

Erster Vorstand

Ein Lachen, das bleibt – Kinderlicht e. V. im Europa-Park

Wallersdorf. Kinderlicht – ein gemeinnütziger Verein – meistert im verflixten siebten Jahr einen Ausflug für benachteiligte Kinder, der allen ein Leben lang in wohltuender Erinnerung bleiben wird. 15 Kinder und Jugendliche reisten mit neun Betreuern während der Pfingstferien in den Europa-Park nach Rust. Die lange Vorbereitungsphase und Organisation haben sich gelohnt, wie Enrico Koch, Vorsitzender des Kinderlicht e. V., resümiert: „Zeit ist das Wertvollste, das wir haben. Sie hat keinen Anfang und kein Ende“. Koch und sein Team blicken auf unvergessliche Augenblicke zurück: „Nicht alle Menschen haben endlos Zeit und manche haben zu wenig Zeit für das Leben. Wir von Kinderlicht e. V. sind unglaublich stolz, den Kindern und Eltern eine wirklich gute Zeit geschenkt zu haben“.

Vom kleinen Verein zur großen Aufgabe Die Gründungsidee entstand im Jahr 2018. Damals wollten die sieben Gründungsmitglieder einen Verein ins Leben rufen, der sich für benachteiligte Kinder einsetzt. Diese Vision ist mittlerweile den Kinderschuhen entwachsen und hat sich zu einer handfesten Institution im Landkreis Dingolfing-Landau etabliert. Während sich Kinderlicht e. V. anfangs auf kleinere Aktivitäten wie Kinobesuche, Ferienprogramme oder Spendenübergaben beschränkte, ist der Verein im siebten Jahr über sich hinausgewachsen. Nun hat er für viele DEN Ausflug des Lebens auf die Beine gestellt: ein Besuch im größten Freizeitpark Deutschlands. Möglich machten dies zahlreiche Spenden und Spendenaktionen des Vereins. Hierfür lassen sich die Mitglieder regelmäßig neue einfallsreiche, kreative und vor allem erfolgreiche Aktionen einfallen: ein Schneeball, Konzerte, Radioauftritte und eine Lasershow, zuletzt sogar ein Weihnachtsmärchen als Film. Die jungen Köpfe von Kinderlicht e. V. stecken auch im siebten Jahr noch voller neuer, frischer Ideen.

Eine besondere Reise entsteht Anfang April haben die „Kinderlichter“ ihre Köpfe zusammengesteckt und den Ausflug nach Baden-Württemberg ausgeheckt. Mit Familien und befreundeten Organisationen (VKKK Regensburg, Familienhilfe Huber, MOFAM Landshut) reifte die Idee für die Fahrt zum Europa-Park nach Rust. Mitfahren durften Kinder und Jugendliche, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen oder als Geschwisterkinder von Erkrankten oftmals zurückstecken mussten.

Unter ihnen war auch die zwölfjährige Celina. Sie war gerade sieben Jahre alt, als ihre kleine Schwester an einem aggressiven Hirntumor verstarb. Während ihre Mama mit dem Baby im Krankenhaus war, lebte sie mit ihrem Vater in einem Elternhaus der Kinderkrebshilfe. Viel Zeit für ein normales Familienleben blieb nicht übrig. Auch fünf Jahre nach dem Tod ihrer Schwester kämpft Celina mithilfe psychologischer Behandlung gegen ihre Verlustängste. Das ansonsten sehr zurückgezogene Mädchen blühte förmlich auf und sie genoss die Zeit mit ihrer besten Freundin. Einfach zwölf sein, zerzauste Haare bei wilden Achterbahnfahrten im Gesicht spüren und ausgelassen am Lagerfeuer bei Stockbrot lachen. „Ich darf Kind sein“, freute sich die Zwölfjährige. Mit neuer Kraft und einer gehörigen Portion Selbstvertrauen wird Celina ab September ihre neue Schule besuchen können.

Unvergessliche Erlebnisse für besondere Kinder Angekommen in Rust am späten Montagabend bezogen die Kinder mit ihren Betreuern in Silver Lake City die neu errichteten Westernhäuser direkt auf dem Campingplatz des Europa-Parks. Busfahrer Heinz (Busunternehmen Reicheneder) hatte die Abenteurer wohlbehütet chauffiert und sogar für so manchen Mitreisenden extra Fahrt aufgenommen. Maria, 13 Jahre, hätte sonst den Ausflug verpasst. Ihre Mama leidet an einer schweren Krankheit und muss rund um die Uhr beatmet werden. Das Haus kann sie nicht verlassen. Marias Alltag wird bestimmt von Pflegepersonal, ständiger Anspannung und finanziellen Sorgen. Ihre Familie musste in letzter Zeit mehrere Anschaffungen über Kredite finanzieren, die sie nicht mehr bedienen können. Für das Mädchen war es der erste, und bis auf lange Zeit wohl der letzte Ausflug in einen Freizeitpark. Dennoch, oder vielleicht genau deshalb, schmeckte ihr das Frühstücksbuffet im Silver Lake Salon. Das Restaurant, eingerichtet wie ein Eisenbahn-Wagon und die Fenster als Bildschirme mit Filmmotiven aus dem Wilden Westen, weckte das Cowgirl in Maria und sie schnappte nach dem fünfminütigen Fußmarsch in den Freizeitpark so viel frische Luft, wie lange nicht mehr. Über 60.000 Schritte in zwei Tagen – die Betreuer zählten digital mit – schafften Maria und ihre Reisefreunde, um so gut wie alle Attraktionen des Parks zu entdecken.

Mut, Zusammenhalt und Herz Erfreulicherweise hatte der Park bis 19:30 Uhr geöffnet und trotz der unzähligen Fahrten mit Achter- oder Wasserbahnen in den 18 Themenbereichen des Parks hatten die Kinder abends noch Energie für ein gemeinsames Grillen an den Feuerstellen. Xaver, 10 Jahre, fiel durch seine Empathie und seinen liebevollen Umgang auf. Er hat sein neugeborenes Geschwisterchen verloren und seine Eltern sagen, dass sie seither die Welt mit anderen Augen sehen. „Wenn wir damals jemanden gehabt hätten wie euch, wären wir unendlich dankbar gewesen“, berichtet seine Mutter. Xavers Verhalten in der Gruppe zeigte, dass diejenigen, die selbst Schmerz erlebt haben, oft die größten Helfer für andere werden. Einen Helfer in der Gruppe fand auch Samuel, ebenfalls 13 Jahre alt. Weil er an ausgeprägter ADHS leidet, ist sein Alltag geprägt von innerer Unruhe, Konzentrationsproblemen mit der Folge von Ausgrenzung. Jahrelang wurde Samuel in der Schule gemobbt und erst ein Wechsel in ein Internat verbesserte seine Lebensqualität. Reizüberflutung lösen bei Samuel Ängste aus und erst als Tim, 8 Jahre, ihn im Freizeitpark bei der Hand nahm, traute er sich eine Fahrt mit der Achterbahn zu. Sein innerlicher Sieg über seine Angst machte Samuel zum Helden und Tim gleich mit. Tim, der jüngste in der Gruppe und gleichzeitig einer der Größten im Herzen. „Vielleicht wird er ja irgendwann der Vorsitzende bei Kinderlicht“, sagen die Betreuer schmunzelnd.

Auch der neunjährige Elias genoss den Zusammenhalt in der Gruppe. Als Trennungskind lebt er abwechselnd bei Mama und Papa. Seine Mutter kämpft mit schweren psychischen Problemen und trotz wiederkehrender Krisen versucht sie für sich und Elias den Alltag zu bewältigen. Die Situation ist für den Neunjährigen emotional mehr als herausfordernd, weshalb er die kleine Auszeit in der neu gewonnenen Gemeinschaft umso mehr genoss. Wie sehr Kinder ein Wir-Gefühl wünschen und brauchen, das konnten die Betreuer bei den Mädchen Simona und Lisa sehen. Täglich lasen sie mit ihren Kuscheltieren und setzten sie dann zusammen auf das Bett, „damit sie nicht allein sind, wenn wir im Park sind“. Es waren auch Simonas Tränen, die die Betreuer zu Herzen rührten. Sie verstand es nicht, warum sie dabei sein durfte, wenn es doch noch Kinder gibt, welchen es viel schlechter geht als ihr.

Ein Fazit, das bleibt Vollgepackt mit emotionalen Eindrücken, unbeschreiblichen Erlebnissen und neuen Perspektiven traten die Abenteurer schließlich die Heimreise an – von den Eltern sehnlichst erwartet. Ganz nach dem Sprichwort des Dichters Matthias Claudius „Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen“ sprudelten die Kinder sofort los mit ihren erlebten Geschichten und so verziehen die Eltern auch, dass sich der Nachwuchs während der Reise nicht besonders oft gemeldet hatte. Auch die Eltern schickten Dankesworte an die Betreuer, zum einen für die großartige Möglichkeit für die Kinder und zum anderen für die eigene kleine Auszeit. „Ihr habt uns Eltern genauso eine Auszeit geschenkt wie den Kindern.“, sprach eine Mutter sichtlich gerührt und dankbar. Eine andere ergänzte: „Danke für euer Herz, eure Geduld, euren Einsatz – sowas ist nicht selbstverständlich.“ Und eine weitere Mama schwärmte: „Die Betreuer sind mega cool und voll witzig, haben’s erzählt, und sie würden sofort wieder mitfahren. Also morgen nicht, aber übermorgen würde schon wieder gehen. Herzlichen Dank an euch, für eure Zeit, Geduld und überhaupt! Ihr seids toll.“

Nach drei Tagen Freizeitpark Rust mit Achterbahn der Gefühle sieht sich Kinderlicht e. V. bestätigt. Zeit ist wahrlich das Wertvollste, das Menschen besitzen. Niemand kennt sein Guthaben und doch weiß jeder, das unsichtbare Ende kann nicht beeinflusst werden. Aufgebrochen mit dem Ziel, Erinnerungen für das Leben zu schaffen, sind alle wohlbehalten heimgekommen mit einem Meer im Gepäck an positiven Eindrücken, gestärktem Selbstwert- und Gemeinschaftsgefühl.

Wer den Verein Kinderlicht unterstützen möchte, damit solche Lichtblicke auch weiterhin Realität werden, kann dies tun durch eine Spende an das Vereinskonto der VR Bank Landau-Mengkofen eG, IBAN DE04 7419 1000 0007 7243 14 oder durch eine Mitgliedschaft im Verein für 24 EUR im Jahr. Infos unter www.kinderlicht-wallersdorf.de. Helfen Sie uns, noch mehr Kindern ein Lachen zu schenken, das bleibt!

Alle Vornamen der Kinder sind von der Redaktion geändert.